Vom Flüchtling zum Heimatverbundenen: Theo Friskes Lebensreise in Mecklenburg

In einer bemerkenswerten Episode der „Dialogpause“ teilt Theo Friske seine Lebensgeschichte als Flüchtlingskind, das 1945 nach Mecklenburg kam und dort eine neue Heimat fand. Seine Erzählung ist ein bewegendes Zeugnis der Nachkriegszeit und einer gelungenen Integration, die uns auch heute noch wertvolle Einsichten bietet.

Friske beginnt seine Geschichte mit der dramatischen Flucht seiner Familie. Als Wolhynier wurde er zunächst nach Wartegau evakuiert, bevor die Familie Ende Januar 1945 mit dem Pferdewagen nach Mecklenburg floh. Nach Kriegsende erhielten seine Eltern durch die Bodenreform eine Bauernstelle, und der junge Theo wuchs unter Mecklenburgern auf. Besonders beeindruckend ist, wie er die kulturellen Unterschiede beschreibt: Während seine Familie eher „impulsiv und lebenslustig“ war, erlebte er die Mecklenburger als zurückhaltender – „bevor die so an dich herauskommen, da muss man erstmal ein bisschen nachfragen“. Dennoch fand er schnell Anschluss, lernte die plattdeutsche Sprache und entwickelte tiefe Freundschaften, besonders mit seinem Schulfreund Jürgen Moritz.

Seine berufliche Laufbahn nahm eine unerwartete Wendung. Obwohl sein Vater wollte, dass er Landwirt wird, entschied sich Friske mit 19 Jahren für die Volkspolizei. Nach einer dreijährigen Ausbildung in Berlin kehrte er in seine Heimatregion zurück und wurde Abschnittsbevollmächtigter – der Dorfpolizist. Diese Rolle erfüllte ihn mit Stolz und Freude, da sie ihm ermöglichte, unter Menschen zu sein und ihnen zu helfen. „Ich kann stolz die Brust rausschmeißen und kann sagen, ich war Polizist hier in eurem Bereich“, erzählt er mit spürbarer Zufriedenheit.

Mit fast 90 Jahren wirkt Friske erstaunlich vital und geistig klar. Sein Geheimnis für ein langes, gesundes Leben? Bewegung, frische Luft und soziale Kontakte. Er betont, wie wichtig es sei, aktiv zu bleiben und nicht in Einsamkeit zu „versacken“. In seiner Werkstatt baut er Vogelfutterhäuser, trinkt gelegentlich ein Gläschen Cognac oder Wodka – „aber nicht übermäßig“ – und pflegt Freundschaften. Geraucht hat er nur bis zum 35. Lebensjahr. Seine pragmatische Lebensphilosophie, kombiniert mit handwerklicher Tätigkeit und sozialer Einbindung, scheint der Schlüssel zu seiner bemerkenswerten Vitalität zu sein.

Friskes Geschichte ist nicht nur ein persönliches Zeugnis, sondern auch ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte. Sie zeigt, wie Menschen nach Flucht und Vertreibung neue Wurzeln schlagen können und wie aus Fremden Einheimische werden. Seine Erfahrungen mit den verschiedenen Charakteren der Mecklenburger und sein Weg zur Integration bieten wertvolle Einsichten für heutige Debatten um Migration und Zusammenleben. Die Fähigkeit, sich anzupassen ohne die eigene Identität aufzugeben, und gleichzeitig die neuen kulturellen Eigenheiten zu respektieren und sogar zu übernehmen, macht seine Geschichte zu einem inspirierenden Beispiel gelungener Integration.Vom Flüchtling zum Heimatverbundenen: Theo Friskes Lebensreise in Mecklenburg

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