Wie funktioniert Gemeinschafts-bildung?
Viele Menschen verbindet der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung. Sie finden sich in Gemeinschaften. Oft vereint sie der Wunsch nach einer anderen Art des Zusammenlebens. Die Gemeinschaft dient als Keimzelle, um dies mit Leben zu füllen. Sie wollen selbst die Veränderung sein, die sie sich für die Welt wünschen! Und schnell finden sich Menschen, die ebenfalls diesen Wunsch nach Veränderung in sich tragen. Schnell bildet sich eine kleine oder größere Gruppe, die voller Elan und Tatendrang an die Arbeit geht. Die Euphorie ist mit den Händen greifbar
Zielgruppe des Artikels
- Menschen, die sich für Gemeinschaftsbildung interessieren.
- Menschen, die aktuell in Gemeinschaftsbildungsprozessen involviert sind und neue Ansätze suchen.
- Menschen, die die Gründung einer Gemeinschaft oder den Beitritt erwägen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Gemeinschaftsbildung?
Viele Menschen verbindet der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung. Sie finden sich in Gemeinschaften. Oft vereint sie der Wunsch nach einer anderen Art des Zusammenlebens. Die Gemeinschaft dient als Keimzelle, um dies mit Leben zu füllen.
Viele Herausforderungen warten auf die Gruppe:
- Wie nehmen wir neue Mitglieder auf?
- Wie informieren wir uns gegenseitig?
- Wie finden wir das passende Objekt?
- Wie finanzieren wir unser Vorhaben?
- Wer ist für was verantwortlich?
- Wie treffen wir Entscheidungen?
- Wie halten wir den Fokus und unsere Energie (ohne uns zu verzetteln oder auszubrennen)?
»Die größte menschliche Wunde ist es, dass wir verlernt haben in Gemeinschaft zu leben.«
Sabine Lichtenfeld, Mitbegründerin von Tamera, Friedensbotschafterin, Theologin, Autorin, Leiterin der Globalen Liebesschule und der spirituellen Forschung in Tamera Tweet
Wir haben es nie gelernt!
Die Ursache für die meisten Probleme liegen darin, dass die meisten von uns niemals gelernt haben, in Gruppen zusammen zu arbeiten. Unser gesamter „sogenannte“ Bildungsweg bildet uns zu Einzelgängern aus. Es zählt die Einzelleistung, gemeinsam zu leisten stand nie auf dem Stundenplan. Beruflich wird es zwar oft gefordert, in der Realität zählt doch wieder die Einzelleistung. Und jetzt fehlen die Erfahrungen, die Muster, die Routinen für eine wirkungsvolle Zusammenarbeit als Gruppe.
Streß entsteht. Unter Streß fallen die meisten Menschen in ihre alten Muster zurück – genau die Muster, die viele durch eine Gemeinschaft nicht mehr leben möchten. Doch die zuvor positive Gruppendynamik kehrt sich ins negative um. Das positive Bild von den anderen Akteuren, von der Gruppe verwandelt sich in Ablehnung, Abwertung und Ausgrenzung.
Zuerst leidet die Kommunikation, dann werden Gleichgesinnte gesucht und gefunden, stillschweigend Allianzen gebildet, die Kommunikation wird reduziert und Entscheidungen werden zu einer Zerreißprobe.
Eine der meistgewählten Auswege sind: Austritte aus der Gruppe (stillschweigend oder laut), Abspaltungen von Teilgruppen und zunehmendes kollektives Desinteresse aller Akteure an weiteren Treffen.
Es ist tragisch: Menschen mit den besten Absichten treffen sich, sind hochmotiviert und voller Energie – doch nach ein paar Treffen ist vieles verpufft und es wurden genau die Muster vorgelebt, die doch aus der Welt sollten. Desillusioniert wird das Projekt Gemeinschaft verschoben, auf irgendwann später.
»Gemeinschaft nicht als Ort der Glückseligkeit und des jederzeit aufeinandersitzens. Sondern als Ort der möglichen Begegnung, der Begleitung im Leben, des sich gegenseitig tragen und unterstützen. Gleichzeitig ein Ort der Ent-Täuschungen, ein Chance für Konflikte und als Raum für Selbst-Konfrontation.«
Thomas Rehehäuser Tweet
Kommunikation, Entscheidungen und Konflikte
Die größten Schwierigkeiten liegen in der Gruppe selbst. Auf dem gemeinsamen Weg gilt es kleine und große Entscheidungen zu treffen. Konträre Meinungen wollen gehört und integriert werden. Aufgaben gilt es zu übernehmen und abzuarbeiten. Die Gemeinschaft trifft sich in unzähligen Besprechungen. Manche werben für eine zeitnahe Umsetzung, andere für mehr Gelassenheit.
Dieser Prozess beginnt meist mit großer Euphorie. Harmonie, Respekt und Wertschätzung ist für die Akteure allgegenwärtig. Doch nach und nach treten unterschiedliche Weltbilder, Glaubenssätze und Lösungswege stärker ans Tageslicht. Aus der Harmonie wird schnell ein unüberbrückbarer Gegensatz.
Trotz einer Übereinstimmung in Vision und grober Vorgehensweise, scheitern viele Gruppen nach 1 bis 3 Jahren. Die Gegensätze scheinen zu groß, um diesen Weg weiter gemeinsam zu gehen.
Um ein Scheitern zu verhindern, begleite ich Gemeinschaften in oder vor schwierigen Phasen. In der Gruppe legen wir den Grundstein für einen konstruktiven Umgang miteinander. Dabei klären wir wichtige Begriffe und Werte. Für den Umgang mit Konflikten erarbeiten wir neue Handlungsmöglichkeiten.
Mein Ziel ist, dass die Gemeinschaft diesen angestoßenen Prozess selbst fortsetzt und ihre Vision Wirklichkeit wird.
»Wir brauchen Gemeinschaften, deren Mitglieder einander einladen, ermutigen und inspirieren, über sich hinauszuwachsen.«
Gerald Hüther Tweet
Gemeinschaft ist möglich
Gemeinschaft leben ist möglich. Die menschliche Geschichte ist eine Geschichte der Gemeinschaften. Und auch heute gibt es viele Beispiele, wie Gemeinschaft gelingen kann.
Die schlechte Nachricht vorweg: Gemeinschaft kann nicht gemacht werden. Es gibt keinen Masterplan, keine 5 Schritte für eine gute Gemeinschaft. Gemeinschaft kann (im Sinne von Gerald Hüther) nur gelingen, es können Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit es gemeinsam gelingt.
Welche Schritte dies sind, hängt stark von der jeweiligen Gemeinschaft und deren Akteuren ab. Es gibt jedoch ein paar Dinge, die für alle Gemeinschaften relevant sind:
- Klärung der Begriffe (z. B. Gemeinschaft, kleinster gemeinsamer Nenner, …)
- Ehrliche, offene Kommunikation – von Beginn an
- Balance zwischen Realität und Vision finden
- Konflikte sofort besprechen, sich Zeit dafür nehmen
- langsam machen, Stillephasen nutzen, schweigen
- Verantwortung und Entscheidungen transparent gestalten
Wer sich als Gemeinschaft auf den Weg macht, tut gut daran, sich begleiten zu lassen. Gerade dann, wenn es noch gut läuft. Eine Google-Suche bringt unter dem Begriff Gemeinschaftsbildung viele Menschen zu Tage, die dabei unterstützen können. Regionale Nähe ist aus meiner Sicht wichtig.
Es gibt den Gemeinschaftsprozess nach Scott Peck, der weit verbreitet ist und eine gute Basis bieten kann. Sein Buch, Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft, bildet eine gute Basis, um sich gemeinsam in diesen Prozess zu begeben. Dieser Prozess wandelt nicht nur das Wir, sondern auch das Ich.
»Du kannst den Pfad nicht beschreiten, solange du selbst nicht der Pfad geworden bist.«
Zen-Weisheit Tweet
Was unterstütze ich bei der Gemeinschaftsbildung?
Die kurze Antwort: Das hängt davon ab. Die etwas längere Antwort: Jede Gruppe ist einzigartig. Das Umfeld der Gemeinschaft ist es ebenfalls. Das berücksichtige ich bei meiner Arbeit. Jede Zusammenarbeit mit mir ist Maßarbeit, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Gruppe.
Gemeinsam schauen wir auf das Ziel. Wir erkunden den zurückgelegten Weg. Dabei betrachten wir Erfolg und Rückschläge. Die Erkenntnisse besprechen wir in der Gruppe.
Im Anschluss erstelle ich einen Vorschlag zur Vorgehensweise mit diesen Themen.
- Kommunikation im Sinne von Zuhören und Sprechen
- Umgang mit Konflikten
- Erwartungen und Wünsche
- Grundbedürfnisse und Kompetenzen
- Potenziale der Akteure und der Gruppe
- Entscheidungen und Verantwortung
- …
Vor der Umsetzung besprechen wir den Vorschlag und verabschieden den gemeinsamen weiteren Weg.
Dabei orientiere ich mich am Heidelberger-WIR-Prozess. Ebenso biete ich den Gemeinschaftsprozess nach Scott Peck an.
Expertentipp anfordern: Entscheidungen in Gruppen
5 Hinweise von Anselm Grün
Zum Abschluss fünf Hinweise von Anselm Grün, die ich jeder Gemeinschaft mit auf den Weg geben möchte:
- Beziehung gelingt nur auf Augenhöhe
- Jeder hört wirklich hin
- Sprechen aus dem Herzen
- Verstehen statt bewerten
- Keine Beziehung ohne Konflikte