Wenn ich ein Unternehmen betrete und dort Werte als Plakat an der Wand hängen sehe, weiß ich, dass diese meist nicht gelebt werden.
Oft liebevoll formuliert • sorgfältig designt • mit viel Energie durch eine Projektgruppe erarbeitet • manchmal sogar persönlich unterschrieben von der Geschäftsführung und ausgewählten Mitarbeitern.
Und doch bleiben sie an der Wand.
Unberührt von der Wirklichkeit.
Vor ein paar Tagen sagte Martin Zuber in einem Gespräch einen Satz, der hängen blieb:
„Wir haben keine Werte • wir sind unsere Werte.“

Was für eine Umkehr.
Werte nicht als Ideal, das über den Menschen hängt • sondern als Ausdruck dessen, was in uns lebt.
Nicht formuliert im Kollektiv • sondern gewachsen in der Begegnung.
Nicht statisch • sondern lebendig, wandelbar, herausgefordert im Alltag.
Was braucht es also, damit sich Werte im Unternehmen wirklich verändern?
Zunächst braucht es Raum.
Nicht für Begriffe • sondern für Menschen.
Für ihre Wertvorstellungen, ihre Ideen, ihre Erfahrungen, ihre Widersprüche. Für das, was zwischen ihnen steht.
Das klingt anstrengend?
Mag sein. Aber Werte entstehen nicht aus dem Wunsch nach Harmonie.
Sie entstehen dort, wo Unterschiedlichkeit sich zeigt • wo Spannung nicht sofort aufgelöst wird • wo Menschen einander zumuten, was ihnen wirklich wichtig ist.
Das klingt zu kompliziert?
Ist es nicht. Wenn der Raum stimmt, geschieht Veränderung fast von selbst.
Nicht, weil jemand muss • sondern weil es möglich wird.
Werte sind keine Definition • sondern Beziehung
Wenn Unternehmen versuchen, Werte zu „vermitteln“, ohne die Menschen einzubeziehen, bleiben sie Definition.
Werte, die nicht mit Erfahrungen gefüllt werden, bleiben Hülle.
Werte, die nicht zur Sprache kommen dürfen, bleiben stumm.
Was aber, wenn wir Räume schaffen, in denen gesprochen wird?
Nicht nur über Ziele, sondern über das, was uns wirklich bewegt.
Nicht über das große Ganze, sondern über das, was zwischen uns geschieht.
Dort, in der Begegnung, entsteht etwas Neues. Eine gemeinsame Haltung. Ein gelebter Wert.
Ich glaube nicht an Programme. Ich glaube an Räume.
Räume, in denen gedacht und erlebt wird.
Räume, in denen Menschen anders miteinander sprechen • und dadurch anders miteinander arbeiten.
Nicht weil sie müssen. Sondern weil es beginnt, sinnvoll zu werden.
Wenn ein Unternehmen sagt: „Wir wollen Vertrauen stärken“ –
dann geht es nicht darum, Vertrauen als Ziel zu formulieren.
Sondern darum, einen Raum zu öffnen, in dem Misstrauen ausgesprochen werden darf.
Und genau dort beginnt Vertrauen.
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Du willst keine Plakate mehr. Sondern gelebte Werte?
Ich schaffe den Raum dafür.
